Heißes Eisen am Weltfriedenstag


Friedenskreis Halle organisiert Kinderfest, Podiumsdiskussion und Lesung

Halle/Karen Haak. Wenn man über den halleschen Markt spaziert, kann man oft das gleiche Bild beobachten: Gemüsehändler, die ihre Waren anbieten, Menschen, die zu ihrer Bahn hetzen und verliebte Pärchen, die Eis essen. Aber die Passanten, die am Abend des 01. Septembers den Markt überquerten, hatten allen Grund sich zu wundern. Vor der Marktkirche hatte sich ein Kreis von Schaulustigen, Zuhörern und Neugierigen um eine kleine Bühne und einen arbeitenden Schmied gebildet. In ihrer Mitte hatte der Kunstschmied Marcus Hennig sein Feuer entfacht, um ein Schwert in einen Pflugschar, ein Symbol für den Frieden, zu verwandeln. Die entstehenden Pausen, in denen Hennig das Metall erst wieder zum Glühen bringen musste, nutzten Vertreter aus Politik, Kirche und Kultur, um Texte über Krieg und Frieden, Vertreibung und Deportation zu lesen. Die ungewöhnliche Aktion war Abschluss einer Reihe von Veranstaltungen zum Weltfriedenstag.

Dieser Tag wird alljährlich am 01. September begangen und erinnert an den Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen. Bereits am Nachmittag konnten Kinder Friedenstauben und Kraniche basteln und ihr Kriegsspielzeug umtauschen. Für die Älteren fand in der Marktkirche eine Podiumsdiskussion zum Thema Zivilcourage mit Vertretern des Stadtrates statt. Dazu eingeladen hatte der Friedenskreis Halle.
1990 gegründet und von ehrenamtlichen Mitgliedern getragen engagiert sich der Verein in den Bereichen Bildungsarbeit, friedens-politisches Handeln und in Projekten ziviler Konfliktbearbeitung im In- und Ausland. Im Zuge dieser Arbeit entstand auch der Plan am diesjährigen Weltfriedenstag eine Waffe in ein Friedenssymbol umzuschmieden. Der geschichtliche Hintergrund ist dabei ebenso spannend wie die Idee an sich: Am 24. September 1983 hatten sich auf dem Lutherhof in Wittenberg zahlreiche Menschen versammelt und wurden Zeugen wie Stefan Nau öffentlich ein Schwert umschmiedete.

Aufnäher: Schwerter zu Pflugscharen

Der geschichtliche Hintergrund ist dabei ebenso spannend wie die Idee an sich: Am 24. September 1983 hatten sich auf dem Lutherhof in Wittenberg zahlreiche Menschen versammelt und wurden Zeugen wie Stefan Nau öffentlich ein Schwert umschmiedete. Die Aktion fand im Rahmen des Kirchentages der evangelischen Kirche der DDR statt und setzte ein Zeichen für deren Friedensbewegung – unter den misstrauischen Blicken der Staatssicherheit.
Mehr als 20 Jahre nach diesem ersten Umschmieden muss die heutige Friedensbewegung keine Zensur durch den Staat fürchten. Doch angesichts zahlreicher Krisenherde auf der ganzen Welt sind Aktionen, wie sie der Friedenskreis Halle durchführt, nötiger denn je. Toleranz, Freiheit und Frieden müssen täglich neu erobert werden - ob bei diesem Kampf Schwerter wirklich hilfreich sind, ist weiterhin fraglich.

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