Halle und die Musik (Seite 1)


Halle/Karen Haak. Befragt man einen Hallenser, was ihm zur Musikkultur seiner Stadt einfällt, wird man wahrscheinlich mit dem berühmtesten Sohn der Stadt, Georg Friedrich Händel, konfrontiert. Gleich danach folgen die nach ihm benannten Händelfestspiele und vielleicht ist dann noch die Rede vom halleschen Sinfonieorchester. Die Saalestadt ist musikalisch aber nicht nur ein Mekka für die Generation 50+. Neben der klassischen Musik existiert eine dynamische Musikszene für Leute, die die 30 noch vor sich haben. Diese beeindruckt durch eine Vielfalt an Stilrichtungen. Der Spikker hat hinter die Kulissen geschaut und stellt euch drei Beispiele hallescher Musikkultur vor.


Driffter

Eure Mutti hat Vorurteile gegenüber Rockgruppen? Die Jungs von Driffters sind lebender Beweis dafür, dass ihr manchmal auf eure Eltern hören solltet: Auf dem Tisch im Probenraum stapelt sich das dreckige Geschirr, ausgekratzte Joghurtbecher werden zum Aschenbecher umfunktioniert, halbleere Flaschen Schwarzbier zeugen vom kreativen Arbeitsprozess. In der aktuellen Zusammensetzung existiert die Gruppe seit 2004. Damals trennte sich die Combo nicht nur von ihrem alten Namen Via sondern orientierte sich auch musikalisch um. Punk- und Glamrock bilden jetzt die Heimat der vier langhaarigen Hallenser. "Unsere Songs beschäftigen sich mit den typischen Rock´n`Roll-Themen: Drogen, Frauen und desorientierte Jugendliche", erzählt Jonas Bien. Der 18jährige Schüler zaubert nicht nur auf der Rhythmusgitarre sondern ist auch Sänger und Texter der Band. Am Bass steht sein Freund Phillip Platzek. Er leidet an der Atemwegserkrankung Mucovizidose. Da die seltene Krankheit nicht heilbar ist, hat die Organisation "Herzenswunsch" dem 20jährigen Bürokaufmann angeboten, ihm einen Traum zu erfüllen. So kommt es, dass Driffters nächstes Jahr einen Gig bei Rock am Ring beziehungsweise Rock im Park spielen dürfen. Und dann klappt es vielleicht auch mit dem ersehnten Plattenvertrag. Ist der erst unterschrieben, wird das erste Hitalbum der Rocker aus Halle auch nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Fabster

"Einen Song schreiben ist wie ein Haus bauen: Erst braucht man eine zündende Idee, die das Fundament bildet und dann kann man an über Statik und Architektur das Gebäude perfektionieren", beschreibt Fabian Lang - vielen besser bekannt als Fabster - seine Arbeitseinstellung. So oder so ähnlich muss auch sein Kultsong "Ich liebe diese Stadt" entstanden sein. In dem Track rappt er über seine Heimatstadt Halle und deren Stärken und Schwächen. Viele kleine Momentaufnahmen ergeben dabei ein Bild von der Stadt, in der er aufgewachsen ist und seine ersten musikalischen Gehversuche unternommen hat. Und diese fanden schon sehr zeitig statt: Mit älteren Freunden besuchte der kleine Fabian HipHop-Jams und war beeindruckt von den freestylenden Rappern: "Das war cool, das wollte ich auch machen".
Gesagt, getan. Mit 13 Jahren hatte er dann seinen ersten Auftritt als Rapper einer Cross-Over-Band. Heute, nach über 150 Liveauftritten, haben es Fabster und die Sound-Gladiators geschafft, ein eigenes Tonstudio aufzubauen. Dort wird aber nicht nur an den Beats und Lyrics des halleschen Rappers gebastelt; auch andere Talente, die einen Song produzieren wollen, sind herzlich willkommen. Dann schlüpft Fabian auch schon mal in die Rolle des Produzenten. Um im Musikbusiness aber nicht nur auf sein Talent angewiesen zu sein, studiert der Allrounder an der Fachhochschule Mittweida Medienmanagment. Dort muss er trotz seines Erfolges keinen Hype um seine Person befürchten. Aber das ist für Fabster in Ordnung: "Es kann nicht gut gehen, wenn man von einen Tag auf den anderen plötzlich ein Star ist. Steter Tropfen höhlt den Stein."

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