Shake your brain – Die MTV Campus Invasion


Die Acts sind geil, das Wetter ist geil, alles ist geil ...

Halle/Karen Haak. schwärmt der völlig begeisterte Stefan Schlesiger. Der 25jährige studiert Energietechnik in Leipzig. Die heutige Vorlesung verbringt er aber nicht in stickigen Hörsälen sondern im Grünen auf der Peißnitz in Halle. Auch den ergrauten Prof mit der monotonen Stimme hat er gegen angesagte Größen der Rockmusik getauscht, die mit Bass und E-Gitarre das Festivalgelände zum Beben bringen. Die MTV Campus Invasion hat für einen Samstagnachmittag die Martin-Luther-Universität übernommen. Und das hochkarätige Line Up kann sich definitiv sehen lassen: Den Anfang machte der Thüringer Clueso, der den Studenten auch einige Tracks aus seinem neuen Album „weit weg“ vorstellte. Danach boten die Jungs von Billy Talent eine Performance voller Energie und Rock. Damit heizten die Kanadier die Stimmung der Bildungshungrigen für den folgenden Gig von Tomte an, die einige ihrer eingängigen Songs präsentierten. Die beiden Marburger Psychologiestudentinnen Martina Hornung und Beret Thurm warten jetzt aber schon ungeduldig auf den Auftritt von Xavier Naidoo.


Fettes Brot

Der Sohn Mannheims wird jedoch erst als Höhepunkt am Ende des Programms erwartet. Die Wartezeit versüßen Silbermond mit einer fast einstündigen Performance. Frontsängerin Stefanie Kloß sorgt nicht nur dafür, dass das Publikum eine „geile Zeit“ hat – sie selbst genießt beim Stagediving die Euphorie der feiernden Masse in vollen Zügen. Einige Mutige aus der Menge machen es ihr nach und lassen sich von unzähligen Händen tragen. Die passende Kulisse für das Abenteuer bieten die Hamburger „Fettes Brot“. „Uns holt der Teufel und euch der Notarzt“, erklären sie der zeitweise völlig ausrastenden Menge.

Xavier Naidoo   Silbermond

Eine Krankamera nimmt die spektakulären Bilder der noch spektakuläreren Auftritte auf und überträgt sie direkt in die Wohnzimmer der schwänzenden Studis. Um die Party für die daheimgebliebenen und teilnehmenden Feierwütigen perfekt zu machen, arbeiten mehr als 400 Personen, werden mehrere Kilometer Stromkabel verlegt und mindestens 15 Trucks liefern das Equipment an. Eine prozessorgesteuerte Line-Array-Beschallungsanlage richtet den direkten Schall genau aus. Eine absolut sinnvolle Maßnahme, wenn man sich an die Probleme im Vorfeld der Sputnick Turntable Days erinnert. Schließlich wäre es nicht nur ein Verlust für die halleschen Studenten, wenn solche Festivals auf Grund von lärmbelästigten Anwohnern nicht mehr stattfinden könnten. Auch die Abiturientin Darina König würde dann auf viele Acts verzichten müssen. Schließlich hat sie den ganzen Abend auf den Auftritt des Soulkünstlers Xavier Naidoo gewartet. Der erfolgsverwöhnte Künstler berauscht sein Publikum mit alten und neuen Tracks. Die spirituellen und kritischen Texte von „Bist du am Leben interessiert“ und „Schau mir noch einmal in die Augen“ singt das Publikum mühelos unter dem dunkel werdenden Abendhimmel. Die Stimme der Masse verliert aber bei dem Filmtrack „Sie sieht mich nicht“ deutlich an Kraft – alle Pärchen sind plötzlich mit sich selbst beschäftigt. Nach einer Stunde Auftritt lässt sich Xavier vom begeisterten Publikum noch zu einer Zugabe überreden. Damit ist die Vorlesung aber noch nicht ganz zu Ende. Im Turm geht es schließlich mit der Aftershowparty weiter.

zurück